Im November 2019 haben wir Karten für den einzigen Deutschlandauftritt des südafrikanischen Comedian erworben. Am 4. Juni 2020 soll er auftreten - und dann kommt Corona. Zweimal wird dieses Event verschoben und dann auch noch wegen der überwältigenden Nachfrage in einen anderen Veranstaltungsort verlegt. Aber am 26. Mai 2022 ist es endlich soweit, Trevor Noah tritt in der Festhalle Frankfurt auf. Auch der Titel der Tour ist in der Zwischenzeit von „Loud&Clear“ auf „Back to Abnormal“ geändert worden. Das macht Sinn, denn als Kabarettist will man sicherlich nicht zwei ereignisreiche Jahre ignorieren und ein altes Programm abspulen.
Wir kennen Trevor Noah aus unserer Zeit in Südafrika. Dort durften wir ihn das erste Mal 2015 mit einer Show im Montecasino Johannesburg erleben und waren restlos begeistert. Er lebt und arbeitet allerdings schon seit Jahren in den USA. Dort moderiert er mit riesigem Erfolg „The Daily Show“ und ist nicht zuletzt durch seine Fähigkeit zur Parodie von Donald Trump zum Kult geworden.
Die Festhalle ist voll. Vielleicht nicht komplett ausverkauft (schließlich ist immer noch Corona), aber geschätzt sind es sicherlich um die 10.000 Menschen. Überwiegend sind es sehr junge Leute, und wie es scheint, „multikulti“, schwarz, weiß, und offensichtlich auch aus Nachbarländern, wie z.B. Belgien oder den Niederlanden. Das schließen wir aus dem Jubel, der jedes Mal ausbricht, wenn Trevor in der Show eines dieser Länder erwähnt.
Aber als es um 20:30 Uhr los geht, ist das Publikum in seiner Begeisterung eins. Erst arbeitet er sich an den Eigenarten der Deutschen ab und das gerät für meinen Geschmack etwas sehr stereotyp. Als er dann aber das Thema Corona aufgreift und hier wunderbar herausarbeitet, wie irrational und emotional aufgeladen Diskussionen geführt werden, er seine eigene Begründung liefert, warum es dazu kam (die Menschen wünschen sich zu viel: Ach, könnte ich doch mehr Zeit mit meinen Kindern/Partner verbringen; Ach, könnte ich doch nur mehr von zu Hause arbeiten…) und wie arrogant sich die Welt wieder einmal gegenüber dem afrikanischem Kontinent verhält, läuft er sich richtig warm. Sexismus, Rassismus (köstlich, wie er von einem Besuch in einem indischen Restaurant berichtet, wo er bei der Bestellung den Akzent des indischen Kellners imitiert, dieser ihn angeblich nicht versteht, um ihm dann zu sagen, dass er ihn erkannt hat und nur auf den Arm nimmt, woraufhin er am liebsten im Boden versinken möchte), indem er aus seinem Leben und von eigenen Erfahrungen berichtet, seien sie nun wahr oder frei erfunden, hält er uns allen den Spiegel vor. Und nutzt das, um aufzuzeigen: „Bevor Du auf andere weist, fang erstmal bei Dir selber an und übernehme Verantwortung für das, was Du tust. Schalte dabei Deinen Verstand ein, das hilft auf alle Fälle. Und dann ist schon viel gewonnen im menschlichen Miteinander.“ In diesem Sinne, „Back to (Ab)normal“.